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Riesen Andrang in Passau

100 Gäste bei Eröffnung / Grundl spricht zu Künstlicher Intelligenz

07.11.23 –

Die diesjährige Woche "Wozu Demokratie?" ist in Passau mit einer gut besuchten Veranstaltung gestartet: Rund 100 Neugierige und politische Prominenz kamen am Samstag Abend zur Eröffnung der Ausstellung "Grenzüberschreitungen" in die Höllgasse nah an der Donau. Schwerpunkt der Ausstellung ist der Mauerfall – die Grenzöffnung der damaligen DDR, die am 9. November vor 34 Jahren die Welt verändert hat. Weitere Schlaglichter fallen auf die Umwelt- und Friedensbewegung, Flüchtlinge und eine Landtagswahl mit tödlichem Ausgang.

Markus Muckenschnabel eröffnete die Ausstellung. Er gehört zum Verein "Wozu Demokratie?", der zum fünften Mal das "Festival zur Demokratie" veranstaltet. Er erzählte, dass er den Fotografen der Ausstellung vor rund zehn Jahren im "Energienetzwerk Passau" kennengelernt hat und sich die Wege immer mal wieder kreuzten. Das Netzwerk hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Stadt Passau ihr Tempo beim Ausstieg aus der Atomenergie verdoppelt hat. 

Erhard Grundl, Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Kultur- & Medienpolitik, erinnerte daran, dass in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts noch analog fotografiert wurde – zu jedem Foto gab es ein Original-Negativ. Heute im Digitalzeitalter und vor allem neuerdings mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sei es erstaunlich leicht geworden, Bilder zu fälschen – und öffentliche Meinungsbildung zu manipulieren. Künstliche Intelligenz sei eine große Chance, berge aber auch Risiken. Eine Kennzeichnungspflicht könne helfen, Missbrauch vorzubeugen. Auf europäischer Ebene gäbe es dazu Initiativen.

Erhard Grundl erklärte: "Der größte Schutz vor Desinformation ist allerdings der Mensch selbst: sind Journalist*innen und Fotograf*innen, die ihre wichtige Arbeit im Dienst einer informierten Gesellschaft nach den Regeln des Pressekodex machen. Die dorthin Licht bringen, wo sonst Schatten und Unwissen herrschen. Denn es ist der wache Blick einer informierten Gesellschaft, die dem dumpfen Gären von Machtmissbrauch den Boden entzieht. Umso wichtiger sind für uns Fotografen wie Dirk Wildt!"

Der damalige Pressefotograf machte Stationen bei vier ausgewählten Exposés und erzählte dazu die Geschichten. Der Maueröffnung war die sogenannte Perestroika von Michael Gorbatschow, Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), vorausgegangen. Die Annäherung des Sowjetreichs und der Warschauer-Pakt-Staaten an den Westen, dem NATO-Verteidgungsbündnis, blieb nicht ohne Folgen. 1989 kamen noch vor der Maueröffnung rund 750.000 Flüchtlinge aus der DDR und den damaligen Sowjetrepubliken in die Bundesrepublik (damals Westdeutschland). "Dass Deutschland plötzlich und in großer Anzahl Flüchtlinge aufnimmt, ist also gar keine einmalige Angelegenheit", sagte Wildt. Immer wieder stoßen Kommunen dabei an Grenzen, Hamburg habe damals im Winter einen Camping-Platz für Flüchtlinge in Betrieb genommen und ein Wohnschiff bauen lassen. Aussiedler, Flüchtlinge aus der DDR, wurden mit Sekt-Empfang im Hamburger Rathaus begrüßt. "Im Nachhinein können wir sagen, wie haben es immer geschafft", resümierte Wildt.