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Grenzpolizei: „Alle in Aufruhr“

Zeitzeugen berichten über den Fall der Mauer

Wie Mitarbeiter der Passauer Grenzpolizei, eine Erzieherin, eine Mutter und Pressefotograf Dirk Wildt den Mauerfall vor 34 Jahren erlebten, berichtet heute die Passauer Neue Presse: "Das war der Wahnsinn, ein unvorstellbares Ereignis!"

09.11.23 –

Weit weg von der gefallenen Mauer und doch nah dran am Geschehen waren Josef Heisl und Siegfried Kapfer. Heisl war damals Dienststellenleiter der Grenzpolizeiinspektion Passau, damals die größte ihrer Art in Bayern mit rund 350 Bediensteten und 110 Kilometern Grenze. Kapfer war dort Pressesprecher.

Mit einem Satz des damaligen BRD-Vizekanzlers Hans-Dietrich Genscher nahm alles seinen Lauf. „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…“ – die Worte „möglich geworden ist“ verschluckte der Jubel der Menschen, die ihm vor der Prager Botschaft zuhörten. „Nachdem Herr Genscher vom Balkon diese berühmten Worte gesagt hat, ist bei uns die Hölle losgebrochen“, erinnert sich Siegfried Kapfer. „Das hat nicht nur die Grenzpolizei, sondern auch die ganzen Hilfsorganisationen, das Landratsamts, die Stadt, einfach alle in Aufruhr versetzt.“

Genscher hielt seine Rede am 30. September 1989 in der Prager Botaschaft. Am 4. Oktober konnten knapp 6.000 Menschen mit dem Zug über das Territorium der DDR in die Bundesrepublik ausreisen, fünf Wochen später ging die Berliner Mauer auf.

Andrea Pratter arbeitete 1991 und 1992 als Erzieherin in einem Übergangswohnheim in Salzweg, in dem viele Flüchtlinge aus der DDR unterkamen. Sie berichtet in der PNP:

„Ich war damals genauso euphorisch und habe mitgefiebert.“ Aber sie merkte auch schnell, dass einige eine ganz andere Vorstellung vom Westen haben. „Klar, ein Übergangswohnheim zieht ein gewisses Klientel an Menschen an, die sonst keine anderen Anlaufstellen hatten. Aber manche von denen haben tatsächlich geglaubt, dass bei uns Bananen wachsen.“

Und über Pressefotograf Dirk Wildt berichtet die Zeitung:

[Er] stand gerade in seiner Berliner Wohnung unter der Dusche, als sein Telefon klingelte. ... klatschnass lief er zum Apparat. „Dirk!“, rief ein Freund: „Schalt den Fernseher ein!“ Gesagt, getan. Drei Stunden später stand er ... mit seiner Kamera am Grenzübergang Sonnenallee. „Das war der Wahnsinn, ein unvorstellbares Ereignis.“

Die PNP berichtet auch über die Erlebnisse von Siegfried Kapfer, damals Grenzpolizei Passau, und Getrude Reitberger, damals Mutter eines babys in Berlin.

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